Christian Bremer
Wann haben Sie sich zum letzten Mal geärgert?
Und haben Sie dann auch festgestellt, dass wir uns meistens „doppelt ärgern“? Wir ärgern uns darüber, dass wir uns geärgert haben.
Die zahlreichen Tipps dieser Blogausgabe sollen Ihnen dabei helfen, im echten Leben aus dem Ärger über souveräne Gelassenheit ins Handeln zu kommen.
Wie bei meinen Erlebnisvorträgen und Seminarevents gilt auch hier:
Glauben Sie mir kein Wort, sondern probieren Sie es aus.
Ich glaube, dass wir alle mit vielem beschäftigt sind: mit Kunden, Mitarbeitern, Optimierung, Beschleunigung, Qualitätssteigerung, Lieferanten, …..
Aber kümmern wir uns oft genug um uns selbst? Ich glaube, da geht noch was…
Aus diesem Grund sende ich Ihnen die Tipps für weniger Ärger: Lesen Sie, probieren Sie und genießen Sie wie es ist, sich weniger zu ärgern.
Viel Erfolg und Spaß!
Dem Ärger ein Schnippchen schlagen: Souveräne Gelassenheit macht‘s möglich
Gerade Menschen, die etwas bewegen wollen, sind starken Stressfaktoren ausgesetzt. Das Risiko, sich täglich über Abläufe oder Menschen aufzuregen, ist enorm hoch. Obwohl alle Beteiligten wissen, dass Unmut nichts bringt, passiert es immer wieder. Obendrein ärgert Ärger ja wirklich oft doppelt: Erst regen Sie sich auf, und im Rückblick merken Sie häufig, dass Ihnen das ganze außer Energieverschwendung nichts gebracht hat. Im Anschluss ärgern Sie sich dann nochmal, weil Sie sich geärgert haben und sich nichts verändert hat. Ein Teufelskreis.
Ärger ist ein Geschenk!
Ärger oder Wut sind ungesund – sie machen manchmal sogar krank. Auf Dauer erwachsen daraus Kopf- oder Rückenschmerzen, oder das Immunsystem wird geschwächt. Laut einer Harvard-Studie* steigt das Herzinfarkt-Risiko von Menschen, die sich oft ärgern, um 500% an. Außerdem kann Ärger wie ein Geschwür sein, das auch Geschäftsbeziehungen in die Brüche gehen lässt. Wer sich häufig über Kollegen und Mitarbeiter aufregt, führt Konflikte herbei, die im Laufe der Zeit unlösbar werden und Grund für ein Burn-out oder eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses sein können. Und trotz all dem ist Ärger ein Geschenk?! Ganz genau und ich zeige Ihnen, wie Sie es auspacken.
• Faszinierend: Immer wieder das Gleiche
Denken Sie an die letzte Situation, in der Sie sich so richtig schön geärgert haben. War es eine E-Mail, die nicht beantwortet wurde? Ein Kollege, der Ihnen ins Wort gefallen ist? Ein Meeting, bei dem jemand gefehlt hat? Der Ärger zeigt Ihnen, Sie befinden sich in einer wiederkehrenden Situation, die unangenehm ist. Es sind in der Regel immer wieder ähnliche Ereignisse, die uns auf die Palme bringen. Der Ärger zeigt deutlich: „Offenbar kann ich das noch nicht geschmeidig, elegant und gelassen bewältigen.“ Das ist der erste Grund, warum Ärger ein Geschenk ist. Er signalisiert: Hier gibt es noch Entwicklungspotenzial.
• Bitte: Raus aus der Vergangenheit!
Probieren Sie einmal aus, sich über ein Ereignis, das in der Zukunft stattfinden wird, zu ärgern. Und, sind Sie schon sauer? Wohl kaum, denn Sie können sich vor zukünftigen Ereignissen zwar ängstigen, aber nicht darüber ärgern. Wirklich aufregen können Sie sich nur über die Vergangenheit. Die verschüttete Milch ist aber eben Schnee von gestern und bringt Sie nicht weiter. Fokussieren Sie sich daher nicht auf die Vergangenheit. Ihre Gedanken gehören in die Gegenwart. Klar, wir lernen aus Fehlern und Vergangenem. Doch Sie haben viel mehr davon, wenn Sie sich fragen: „Was kann ich JETZT tun?“ Nur in der Gegenwart können wir Fehler ausbügeln und nur in der Gegenwart können wir die Zukunft durch unser Handeln beeinflussen. Ärger ist also auch ein Geschenk, weil er uns zuruft: „Hey, wach auf! Lass die Vergangenheit ruhen, komm ins Jetzt und überlege dir, was zu tun ist!“
• Jetzt aber: In die eigene Einflusszone
Ihre Wut sagt Ihnen außerdem: „Du befindest Dich gerade in einer fremden Einflusszone!“ Angenommen, Sie ärgern sich über den Mitarbeiter, der zu spät kommt. Können Sie sein Zu-Spät-Kommen beeinflussen? Fahren Sie sein Auto oder entscheiden Sie, wann er losfährt? Eben nicht. Oder stellen Sie sich vor, Sie ärgern sich, weil sie von Ihrem Chef übergangen wurden. Auch das ist nicht Ihre Einflusszone, sondern die Ihres Chefs. Er hat entschieden, Sie beispielsweise nicht zum Meeting einzuladen, er hat sich entschieden, Ihnen eine Information nicht zu geben. Das heißt, der Ärger ist ein Geschenk, weil er aufzeigt: „Halt, Stopp! Gerade bist du in einer fremden Einflusszone. Du machst dich selbst zum Opfer und nimmst dir die Möglichkeit zu handeln. Also warte ab und überlege dir: Was ist meine Einflusszone und was sind meine Handlungsmöglichkeiten?“
• Seien Sie bereit: Neues lernen
Der vierte Grund, warum „sich Ärgern“ ein Geschenk darstellt, liegt im Lernpotenzial. Ja, Ärger und Wut haben ein schlechtes Image. Na und? Das haben viele Autos auch und trotzdem sind sie nützlich, um von A nach B zu kommen. Sie können sich nämlich folgendes überlegen: Was kann ich noch lernen, um mich in dieser Situation nicht mehr zu ärgern? Was für eine Lektion steckt hier drin? Und was kann ich für mich ändern, um in Zukunft zu schmunzeln und zu handeln?
• Nur Mut: Sprich aus, was Du möchtest
Außerdem ist Ärger ein Geschenk, weil er deutlich macht: „Sprich dich aus, sprich es an!“ Wenn Sie sich einen Moment Zeit nehmen und überlegen: „Welche Nachricht könnte in meinem Ärger enthalten sein – aus meinem Leben, aus meinen letzten Monaten und Wochen?“, dann werden Sie feststellen – da ist „eine Botschaft“. Es ist immer etwas da, das Sie ansprechen müssten, bisher aber noch unausgesprochen haben stehen lassen. Deswegen ist Ärger ein Geschenk.
Und jetzt nochmal mit Gelassenheit
Wie lässt sich diese Sichtweise nun tagtäglich für Gelassenheit nutzen? Stellen Sie sich einmal folgende Situation an einer Weggabelung vor: Der eine Weg ist schön ausgetreten, Sie kennen ihn wie Ihre Westentasche, weil Sie ihn immer schon gegangen sind: Sie regen sich auf über das Verhalten eines Kollegen und ärgern sich dann, dass Sie immer noch da sind, wo Sie vorher auch standen. Und beim nächsten Mal werden Sie sich wieder darüber ärgern. Oder Sie wählen den zweiten Weg. Der sieht gerade am Anfang etwas steinig aus und Sie kennen ihn vielleicht noch nicht so gut. Wenn Ihnen das nächste Mal also fast der Kragen platzt, fragen Sie sich: Wie kann ich mich verändern? Wie kann ich wachsen? Wie kann ich in dieser Situation weniger oder sogar gar keinen Ärger empfinden?
Übrigens gibt es für mich persönlich noch einen weiteren Grund, warum Ärger als Geschenk betrachtet werden kann. In Situationen, in denen ich mich ärgere, stellt sich mir regelmäßig die Frage: „Bin ich grade dabei, Katzen das Bellen beizubringen?“ Häufig lautet die Antwort schlicht: „Ja.“ Denn ich stelle immer wieder fest, dass, wenn ich mich ärgere, ich eine konkrete Erwartung an andere Menschen habe. Diese die Erwartung aber einfach nicht erfüllen. Wissen Sie warum? Die Antwort steckt bereits im Wort „Erwarten“. Es enthält „Warten“, weil Sie lange warten können, bis Ihre Erwartungen erfüllt werden. Hören Sie also auf, Katzen das Bellen beizubringen.
Deswegen habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, erst innerzuhalten und zu überlegen: „Könnte hier ein Geschenk versteckt sein?“. Tun Sie das aber erstmal nicht direkt im Moment der akuten Wut. Es „brennt“ und Sie regen sich gerade so richtig auf. Da werden Sie nicht hinterfragen können, was es hier zu lernen gibt. Machen Sie das auf dem Heimweg oder auf dem Weg zum nächsten Termin. Dann sind Sie offen für: „Was ist da mit mir passiert? Was kann ich hieraus lernen? Was muss oder kann ich verändern?“
Die Gefühle annehmen
In dem Moment, in dem Sie etwas zur Weißglut treibt, bleibt Ihnen nur die Akzeptanz des Gefühls. Gegen den ersten Schub können wir grundsätzlich erstmal nichts tun. Vergessen Sie „Woosa“, Ohrenläppchen reiben, den Ärger wegatmen, wegjoggen oder wegmeditieren. Das funktioniert bei den Gedanken nicht. Sie finden immer wieder Schlupflöcher und dringen ins Bewusstsein ein. So bestimmen sie trotz ‚Unterdrücken‘ unser Erleben und unsere Gefühlslage. Wenn ich aber bereit und offen dafür bin, dem Ärger im Augenblick des Entstehens auch Raum zu geben, ist es gleich halb so schlimm. Danach ist es entscheidend die aufkommende Energie dafür nutzen, die eigene Meinung ruhig und bestimmt auszusprechen. Seine Emotionen zuzulassen und sie anschließend umzuwandeln ist gerade im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen essenziell.
Wenn der Ärger erstmal da ist…
Es gibt ein paar Dinge, die wir tun können, wenn er Ärger brodelt und die Gelassenheit erst einmal über Bord gegangen ist. Nämlich nichts. Damit meine ich: Tun Sie erstmal gar nichts für einige Augenblicke. Nichts sagen, nicht handeln… nichts tun. Atmen Sie durch und erkennen und akzeptieren Sie Ihre Gefühle. Um den akuten Ärger in andere Bahnen zu lenken, müssen Sie in dem Moment Ihr Denken ändern beziehungsweise in eine andere Richtung lenken. Sagen Sie sich selbst „STOPP!“. Ergänzen Sie Ihren Vornamen, also z.B. „Christian, STOPP!“. Machen Sie das schwungvoll und dynamisch, nicht zaghaft. Untermauern Sie das ruhig mit einer starken Geste. Auf diese Weise bremsen Sie sich und kommen in einen klareren Zustand.
Im Stress und Ärger sind Sie nicht in Ihrem „Champion-Zustand“. Ändern Sie das mit dem LMAA-Prinzip: Lächle Mehr Als Andere. Nicht wie ein Honigkuchenpferd, ein sanftes Lächeln reicht schon. Atmen Sie tief durch, lockern Sie Ihre Hände und richten Sie Ihren Oberkörper auf. Wenn Sie sich beispielsweise über Kritik ärgern, können Sie so viel besonnener entgegnen: „Wie genau meinen Sie das?“ Und schließlich können Sie durch innere Fragen Ihren Fokus verändern. Im Stress und Ärger fühlen wir uns oftmals so, als ginge es um Leben und Tod. Das ist in der Regel nicht der Fall. Der Kollege, der Sie nervt, hat schließlich nicht sein Messer gezückt und will Sie nicht umbringen. Fragen Sie sich also: „Ist die Situation tödlich?“ Oder: „Bin ich auch manchmal so?“ Wenn Sie auf diese Weise, Ihr Denken in eine weniger theatralische Richtung gelenkt haben, können Sie schon viel gelassener reagieren.
Alles Gute und auf bald,
Ihr und Euer Christian Bremer
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