Hören Sie auf, Katzen das Bellen beizubringen.

Christian Bremer

Stress entsteht im Kopf

Christian Bremer
Christian Bremer
Redner, Autor und Seminarveranstalter. Laut SAT 1 „Deutschlands Stressexperte Nr. 1“.
28. Februar 2018

„Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“
Buddha

Sie müssen etwas denken, um gestresst zu sein, weil Stress im Verstand entsteht. Als wir Menschen noch täglich von Säbelzahntigern und anderen lebensbedrohlichen Gefahren umgeben waren, war es gut, blitzschnell zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können. Bei der Wahl zwischen Laufen, Raufen oder Schockstarre kam es auf Millisekunden an, die über Leben und Tod entschieden. Ob ein plötzliches Geräusch auf einen Feind hinwies, konnten wir durch eine Bewertung des Geräusches feststellen und entsprechend handeln.

Dies ist bis heute eine wunderbare Fähigkeit des Gehirns. Jedoch haben wir Menschen noch nicht ausreichend gelernt, bewusst damit umzugehen. Denn obwohl in unserem heutigen Alltag vergleichbare Gefahren kaum noch auftreten, läuft diese Funktion von Bewertung und Alarm im Verstand immer noch automatisch ab. Hierbei ersetzt der Verstand die damaligen Säbelzahntiger durch Kollegen, Ehepartner oder Kinder.

Damit Sie öfter gelassen bleiben können, müssen Sie die Entstehung Ihres Stresses begreifen. Denn nur wenn Sie wissen, wo Sie ansetzen müssen, können Sie gezielt etwas ändern.

Dass Stress nur im Moment, im Jetzt, im Augenblick entstehen kann, haben Sie bereits erfahren. Und Sie wissen, wann Stress entsteht und Gelassenheit weicht.

Byron Katie, eine aus Kalifornien stammende Expertin im Bereich Stress, sagt gerne humorvoll: „Wir sind die Ursache für unseren Stress, aber nur zu 100 Prozent.“

Sie können sich die Entstehung von Stress in drei Phasen vorstellen: Im Leben passiert etwas (1), Sie bewerten es (2) und fühlen sich gemäß Ihrer Bewertung entweder gelassen oder gestresst (3). Dass diese Phasen so einfach wie wirkungsvoll sind, sehen Sie selbst an einem Beispiel:

Ein Brief vom Finanzamt

• Phase 1: Das wirkliche Leben

Im Leben passiert etwas: Sie erhalten einen Brief vom Finanzamt mit einer unerwartet hohen Zahlungsaufforderung.

• Phase 2: Ihre Bewertung

Sie bewerten es: Sobald Sie den Brief lesen, erklärt und bewertet Ihr Verstand das, was passiert und passieren kann. Er tut dies automatisch und kommt als Voraussetzung für Stress auf eine spontane Negativbewertungen wie z. B.: „Die Forderung des Finanzamtes werde ich nicht bezahlen können.“

• Phase 3: Das Gefühl

Das passende Gefühl: Die spontane, automatische und blitzschnelle Bewertung führt zu einem Gefühl der Angst, Sorge, Übellaunigkeit oder Ohnmacht.

Kann gegen diese spontane Bewertung etwas unternommen werden? Nein, denn diese Reaktion ist biologisch bestimmt. Die Reaktion, bestehend aus Wahrnehmung, Bewertung und Gefühl, läuft automatisch und blitzschnell ab. Erst im Rückblick können Sie Ihren Verstand bewusst einsetzen und sich überlegen, wie Sie noch hätten reagieren können. Denn unter Gefahr kommt es auf Schnelligkeit an. Wenn unsere Vorfahren seinerzeit ein Geräusch, das auf einen Säbelzahntiger hinweist, erst umfassend in all seinen Facetten betrachtet hätten, hätte unsere Spezies vermutlich nicht überlebt. Weil es hier vor allem auf Schnelligkeit ankommt, ist für eine komplexe, bewusste und reflektierte Überlegung mit anschließender ausgewogener Bewertung keine Zeit.

Dieses einfache Modell führt Sie zu drei wertvollen Einsichten, aufgrund derer Sie stets gelassen reagieren können: 

Erstens bringt nicht das Leben an sich Sie aus Ihrem natürlichen Zustand des Friedens und der Gelassenheit, sondern Ihre persönliche Bewertung dessen, was im Leben passiert. Es ist also – um beim obigen Beispiel zu bleiben – nicht der Brief an sich, der Sie stresst. Erst mit Ihrer Bewertung stressen Sie sich selbst – und das ist eine gute Nachricht. Denn jetzt können Sie aus eigener Kraft etwas verändern, indem Sie Ihre Bewertung der Situation bewusst gestalten.

Zweitens ist die Bewertung der Umstände nicht fest definiert, sondern gelernt: Anhand Ihrer gelernten Glaubenssätze bewerten Sie das Leben, nicht aufgrund einer in Stein gemeißelten und unveränderbaren Betrachtungsweise. Ein Mensch mit dem Glaubenssatz „Ich kann nicht mit Geld umgehen“ wird anders reagieren als ein Mensch mit dem Glaubenssatz „Ich manage meine Finanzen mit Leichtigkeit“. Dass Sie bewerten, ist biologisch bestimmt – nicht aber, wie Sie bewerten.

Drittens ist Stress-Gefühl nichts Schlechtes, sondern ein Weckruf: „Deine Bewertung bringt dich dazu, dich nicht gut zu fühlen. Prüfe, ob du etwas daran ändern kannst oder ob eine andere Bewertung angemessener, zutreffender und damit friedlicher wäre.“ Dieser Weckruf sagt Ihnen, dass Sie sich im Verstand gerade mit der Wirklichkeit anlegen und diesen Kampf nur verlieren können. Das Stress-Gefühl weist Sie klar darauf hin, dass Sie sich für eine von zwei Möglichkeiten entscheiden können und sollten: Entweder Sie verändern etwas in der Wirklichkeit oder Sie verändern Ihre Bewertung der Wirklichkeit.

Wenn Sie das nächste Mal gestresst sind, halten Sie inne, sobald es Ihnen möglich ist, und beantworten sich zunächst einmal die Frage: Kann ich etwas tun, um die tatsächlichen Umstände zu ändern? Wenn ja, ändern Sie es und Sie haben keinen Stress mehr. Wenn Sie nichts tun können, beantworten Sie sich die folgende Frage: Was ist das Gute an der Situation? Manchmal kommen Sie nicht sofort darauf – nehmen Sie sich deshalb bei nächster Gelegenheit Zeit und überlegen Sie. Die wunderbare Nachricht hierbei lautet: Eines von beidem können Sie immer tun. Entweder Sie ändern die Situation oder Ihre Bewertung der Situation.

Viele Grüße,

Ihr und Euer Christian Bremer 

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